Gränzbote Tuttlingen

Gränzbote Tuttlingen

Von Dorothee: Hecht

TUTTLINGEN – „Wenn man den Trick richtig macht, dann wird er magisch, dann kann ein Wunder entstehen.“ Ein Wunder für die Zuschauer‚ versteht sich. Für den Tuttlinger Zauberkünstler David Pricking ist es eher Arbeit, viel Arbeit, die hinter einem Zauberkunststück steckt. An eben jenem Kartentrick, der ihm einen ersten Platz bei den Deutschen Meisterschaften eingebracht hat, hat er stundenlang geübt. Es hat sich gelohnt: Bei den Süddeutschen Meisterschaften war er zuvor mit demselben Trick nur Dritter geworden.
In Prickings Kategorie, dem Close-up-Zaubern, kommt es auf Details an. Close-up heißt soviel wie „nah dran sein“ oder „ganz genau hinschauen“. Genau darin bestünde dieses Wunder, erklärt Pricking. Selbst wenn seine Zuschauer ganz genau hinschauen, kann er sie Verblüffen. Der Zauberer schiebt und bewegt Spielkarten auf einem Tisch und lässt Münzen darunter verschwinden, die plötzlich an anderer Stelle wieder auftauchen. Wenn das Publikum dem Geldstück mit den Augen folgt und doch nicht erklären kann, wie es an anderer Stelle wieder auftaucht, dann hat Pricking sein Wunder vollbracht. Über diesen auch in Sindelfingen erfolgreichen Kartentrick sagt er selbstbewusst: „Das kann mir weltweit keiner nachmachen“. Dabei ist die Zauberei gar nicht so geheim, wie
es immer heißt. „Unter Zauberkünstlern gibt es eigentlich keine Geheimnisse“, hat er einmal im Gespräch mit der Schwäbischen Zeitung verraten. „Wer einmal in der Materie drin ist, weiß fast immer, wie das Kunststück oder die Illusion funktioniert.“ Nur einen Trick völlig zu beherrschen, das brauche eben seine Zeit. Er muss es wissen, denn er hat bei erfahrenen Zauberern gelernt. Damals, als er mit 16 Jahren den Entschluss fasste: „Ich will Zauberer werden.“ Schon als kleiner Junge fand er David Copperfield faszinierend, als Jugendlicher trat er dem Magischen Zirkel Deutschlands, einer Zauberer-Vereinigung, bei, und bekam dort Tipps von Kollegen. Spätestens da wurde Pricking klar, dass ein Zauberer „eine gewisse Fingerfertigkeit“ braucht, aber etwas anderes noch viel wichtiger ist wahrscheinliches Durchhaltevermögen“. An der Nummer, die er jetzt bei den Deutschen Meisterschaften vorführte, hat Pricking eineinhalb Jahre gearbeitet. Erst vor zwei Jahren trat er zum ersten Mal mit einem abendfüllenden Programm auf. Perfektionistisch ist er, das verheimlicht Pricking nicht, und eine gesunde Portion Ehrgeiz ist auch dabei.
Fast hätte er nach dem Studium an der Universität Tübingen seinen Doktor in der Mathematik gemacht, wäre er nicht an Krebs erkrankt. „Ein Jahr war ich nur krank“, erinnert er sich. Danach änderte sich sein Lebensplan. Statt einen Posten in der Wirtschaft anzustreben wurde er Lehrer. Keine Zauberei, nur bodenständig wollte er damals sein. Die Lust am Zaubern kam schnell zurück. Jetzt ist der Pädagoge gerade in Elternzeit, kann sich aber auch vorstellen, das Zaubern professionell zu betreiben. Firmen buchen ihn für Veranstaltungen, Politiker für Empfange und Vereine für Feste. Auch ohne Meisterschaften ist er gut im Geschäft. Dass er trotzdem bei den Wettbewerben antritt, hat vor allem etwas mit Selbstbestätigung zu tun. „Mit gekauften Tricks kommt man da nicht weiter, da ist echte Kreativität gefragt“, erklärt Pricking. Zudem qualifiziert ihn der erste Platz auch für die Europameisterschaften im September und die Weltmeisterschaften 2015. Was er sich da
erhofft? „Mindestens unter die ersten Drei.“